Weidenbachgarten & Pavillon
Der Garten am Weidenbach (auch Ludwigsgarten genannt) im Norden von Tonndorf, in dem der Pavillon liegt, gehörte seit alter Zeit zur Besoldung der von der Stadt Erfurt eingesetzten Amtmänner auf dem Schlosse und ist als Bestandteil des Rittergutes zu sehen. Er wird deshalb auch in den Bestellungsurkunden der Tonndorfer Amtmänner erwähnt und aufgeführt, u.a. am 16. Mai 1542. Ende 1604 kauft Wolf Philipp von Draxdorff das Tonndorfer Rittergut mit dem dazugehörenden Weidenbach.
Christoph Heinrich Ludwig erbaut 1750 das sogenannte Mausoleum oder Pavillon. Ob es zu dieser Zeit bereits als Mausoleum geplant war, ist nicht hinreichend geklärt und sollte tieferen Nachforschungen vorbehalten bleiben.
Das Bauwerk ist ein „halboffener“ pavillonartiger Bau mit 6 Säulen. Eine mittig angelegte Treppe führt in den offenen Teil des Bauwerkes. Die Gesamtanlage wird ursprünglich mit einer Hecke umgeben und ist mit einem Teich ausgestattet.
Im Jahr 1795 geht das Grundstückes an August Friedrich Dreyßig über. Für kurze Zeit wird hier eine Spielkartenfabrik errichtet. Nach deren Zusammenbruch betreibt die Familie eine weithin bekannte Blumengärtnerei mit Nelken- und Levkojenzucht. Am 24. September 1814 besuchen Johann Wolfgang von Goethe und der Berkaer Badinspektor Schütz den Ort Tonndorf und besichtigten die Gärtnerei Dreyßig. Goethe bestellt in den folgenden Jahren Pflanzen für seinen Garten.
1819 erfolgt der Kauf des Weidenbachgartens durch die Familie Dreyßig. Hierfür leitet Herr Dreyßig für seine Blumenzucht über eine Röhrenfahrt Wasser vom Weidenbachgarten zum Hof und legt dort eine Obstbaumschule an. Mit dem Weidenbach sollte Wasser für die Blumen- und Handelsgärtnerei, die sich im heutigen Burghof befand, gewonnen werden. Aufgrund der Verpachtung geht der Weidenbachgarten erst am 18. November 1821 in den wirklichen Besitz der Ehefrau Dreyßigs, Auguste Friederike geb. Herzog über. Der Kauf des Gartens wird Carl Ehrenfried Dreyßig zum Verhängnis. Er findet im Jahre 1822 in einem Fischkasten des Weidenbachteiches einen qualvollen Tod.
Er findet im Mausoleum seine letzte Ruhe. Einige Jahre später wird seine Ehefrau Auguste Friederike neben ihrem Mann beigesetzt.
1828 schreibt Goethe an die Tonndorfer Gärtnerin, Frau Dreyßig einen Brief, bedankt sich für „die übersendeten Georginen“ und bringt die Hoffnung zum Ausdruck, „bey schöner Sommerzeit Sie in Ihrem so wohl versehenem und besorgten Garten gesund und thätig zu finden ... „
Frau Dreyßig verkauft 1830 nach dem Tode ihres Mannes den Betrieb an den Kaufmann Ernst Ludwig aus Eichsfeld. Er führt die Gärtnerei unter dem Namen „Kunst- und Handelsgärtnerei Dreissig“ fort. Von ihm erhalten die Tonndorfer das Grundstück. Sie beabsichtigten, das Objekt als Schulgebäude zu nutzen. Da es aber aus Sandstein gebaut wurde, lehnt dies die Behörde ab.
1905 gelangt der Weidenbachgarten wieder in den Besitz der Tonndorfer als Pachtgarten. Das Mausoleum verfällt danach im Laufe der Jahre und ist einsturzgefährdet. 2002 wird mit umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen begonnen. Dies war nur möglich dank der Förderung durch das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Mitteln zur Dorferneuerung (27 000 DM) sowie durch die zahlreichen Eigenleistungen der Bürger. Der Tonndorfer Volkschor übernimmt die Patenschaft für das Mausoleum.
Weil jedoch nicht nur der Pavillon selbst, sondern auch Treppen, Säulen und das Umfeld desolat sind und dringend einer Sanierung bedurften, reicht auch dieses Geld noch nicht. Jetzt springen die Tonndorfer Bürger mit zahlreichen Eigenleistungen selbst in die Bresche. Federführend sind hier Ramona und Norbert Deterding.
Durch Sponsoring ortsansässiger Betriebe und Norbert Schiffer, Handwerker in SAM-Anstellung, kann viel Geld gespart werden. Die einheimische Firma weihelpro GbR hat nicht nur das Gerüst gestellt sondern auch die Erdarbeiten übernommen. Der Unternehmer Günter Stockmann spendet 450 Euro für die neue kupferne Krone, die von einem echten Korpus-Gürtlermeister aus Ronneburg angefertigt wird. Die Steinmetzarbeiten werden von einem Storchsdorfer Unternehmen geleistet und nehmen den größten Anteil der Arbeiten ein. Die hölzerne Dachkonstruktion wird originalgetreu in mühevoller Handarbeit von Wilhelm Schumann und Bernhard Bamberg gezimmert (August 2003). Steve Kellner und Norbert Schiffer übernehmen die Schiefereindeckung. Die Spitze des historischen Pavillons ist aus glänzendem Kupfer und trägt ein Malteserkreuz (17. Dezember 2003).
Am 10. September 2005 wird feierlich mit Chorgesang, Fahnenwehen und Teilnahme der Tonndorfer und ihrer Gäste der alte „Neue Pavillon“ am Weidenbach eingeweiht. Das historische Gebäude erstrahlt nunmehr in alter Schönheit.