Burghof

Der Burghof - Das Rittergut und die Freigüter in Tonndorf

Der Burghof in der Schenkenstraße, jetzt ein liebevoll restauriertes Gebäude, soll hier eine besondere Erwähnung finden. Der Hof befindet sich ab dem Jahr 1997 wieder im Besitz der Gemeinde Tonndorf und wird seither ständig Erneuerungen und Verschönerungen unterzogen. Im Hauptgebäude an der Straße befinden sich die Gemeindeverwaltung, Veranstaltungsräume und Wohnungen. In den Nebengebäuden sind verschiedene Nutzungsmöglichkeiten vorhanden, u.a. für Vereinstätigkeiten, auch hat dort die Freiwillige Feuerwehr Tonndorf in einem neuen Gebäude ihr Domizil. Seit dem Jahr 2007 befindet sich hier am nördlichen Abschluss des Hofes der „Jugendclub Tonndorf, der ganz andere…“. Die Geschichte des Hofes ist wechselvoll und über die Jahrhunderte seines Bestehens äußerst interessant.

Im Norden wird die räumliche Ausdehnung des Dorfes Tonndorf durch die in Ost-Westrichtung verlaufende Schenkenstraße begrenzt. Für die Höfe typisch ist das anschließende Seitengebäude, die Rückwand der Hofanlagen bilden große Scheunen. Auch der ehemalige Burghof verfügt über ein zur Straße orientiertes Vorderhaus (das ehemalige Gutshaus, das anschließende Seitengebäude und den rückwärtig liegenden Tanzsaal, auch Dreiseithof genannt.

Neben dem mit Abgaben verschiedener Art beschwerten Besitz , der teils dem Amt, teils verschiedenen weltlichen und geistlichen Lehnherren zinsen muss, finden wir in Tonndorf auch zahlreiches Freigut, d.h. ein von solchen Lasten freies Eigentum. Die Besitzer eines Freigutes (Freihofes) genießen damals besondere Rechte und Freiheiten, sind aber auch ihrerseits zu besonderen Diensten und zu Treue, Anhänglichkeit und Dankbarkeit dem Lehnherren gegenüber verpflichtet.

Schon 1579 sind vier Freihöfe genannt. Der Ackerbesitz ist aufgeteilt auf 71 Teile mit einem Wert von 6.261 fl., einschließlich sogenanntem Krautland. Die Abkürzung „fl.“ bedeutet Florin, damit ist ein Gulden gemeint, in Anlehnung an den florentinischen Fiorino. Die Freigüter liegen zersplittert an verschiedenen Stellen der Flur (größere Anteile bei Cloß, Schmiedt, Kuhne und Risch). In dem Verzeichnis alles Einkommens, d. h. der Abgaben, aus dem „Erbbuch der pfarr zu Tundorff“ stehen an der Spitze die Abgaben des „freyen Ritterguts zu Tundorff (Hans von der Wieser), dann folgen die Abgaben des freien „Cloßischen Guts“, an dritter Stelle steht „Kollerbergs freye guth“. Am Schluss des Zinsregisters sind die „Bauersgüter zu Tundorff“ aufgezählt, die der Pfarrei abgabepflichtig sind, die Besitzer sind fast nur Witwen.

  • der Burghof, ab 1604 das Rittergut
  • die Pfarrei
  • das Anwesen der Fam. Nimmrich
  • das Anwesen der Fam. Weichold

Aus der Geschichte des Burghofes

Der Burghof in Tonndorf um 1907Laut den ältesten Urkunden besitzt im 15. Jhdt. Christoff Heinrich von Gleichen aus Tannroda das Rittergut, das Freihof oder Edelhof genannt wurde, als Lehen. Im Jahr 1550 übernimmt Michael Kellner aus Erfurt das Gut. Er lässt an der Stelle des alten Hauses ein neues errichten, muss es aber zwecks Zahlungsunfähigkeit an Hans von der Wieser (Weser) aus Erfurt verkaufen. Aus dem Jahr 1604 ist überliefert, dass es dem Erfurter Bürger Athanasius Sturs gehört, dessen Sohn es wiederum Ende 1604 an den Weimarischen Kammerrat Wolf Phillipp von Draxdorff mit dem dazugehörenden Weidenbach verkauft. Dieser lässt das von Michael Kellner erbaute Haus, welches nur den Hofmeistern als Wohnung diente, abreißen, um sich einen zweiten Wohnsitz zu bauen.

Im Jahr 1607 wird auf dem Gelände ein größeres Gebäude, der „Schieferhof“ errichtet. Draxdorff benötigt weiteren Platz für den Bau eines Brauhauses, einer Badestube und ein Waschhaus. Der Leineweber Cemmerer und die Witwe Clos müssen deshalb ihre an der Westseite angrenzenden Anwesen verlassen. Nach dem Tode seines Sohnes verkauft Draxdorff im Jahr 1613 das Rittergut, danach bleibt es für etwa 100 Jahre im Besitz der Lehenträger, der Erfurter Bürgerfamilie von der Sachsen.

Im Dreißigjährigen Krieg wird das ganze Dorf einschließlich des Gutes schwer verwüstet. Nach einem Brand im Jahr 1688 brennt der „Schieferhof“ vollständig ab, wird aber sofort danach wieder als „Ziegelhof“ aufgebaut. Nachdem er erneut im Jahr 1707 abbrennt, wird er 1716 von Leutnant von Poseck im Barockstil neu aufgebaut. Gleichzeitig entsteht das Seitengebäude, welches dann im Erdgeschoss als Wirtschaftsraum und im Obergeschoss als Knechtkammer Verwendung findet.

Im Jahr 1736 werden bei einem großen Brand infolge eines starken Sturmes fast alle Häuser des Dorfes in Schutt und Asche gelegt, nur die Schenke und der Burghof mit Ausnahme der Nebengebäude blieben erhalten. Die Poseckschen Erben verkaufen später den gesamten Grundbesitz an die Tonndorfer Einwohner. Das Hausgrundstück erhält Forstkommissar Christoph Heinrich Ludwig, der ebenfalls den Weidenbachgarten bewirtschaftet, welcher bis 1716 als Obstgarten zum Gut gehörte (Ludwiggarten). Ab 1764 bis zum Jahr 1795 ist der Hof im Besitz von Johann Christoph Grafe aus Tannroda.

Im Burghof am 1. August 1914 Gedenkkarte zur MobilmachungDie Geschichte des Burghofes und des Weidenbachgarten überschneiden sich zeitweise, da die Besitzer bzw. Pächter beider Grundstücke nicht immer dieselben Personen sind. Deswegen wird hier der Hinweis gegeben, dass die Erfassung der Geschichte vor allem für die Jahre 1795 bis 1905 auch im obenstehenden Abschnitt „Der Weidenbachgarten und der Pavillon…….“ erfolgt.

 

Nach dem Verkauf des Grundstückes Burghof an die Tonndorfer durch den Nachfolger der Gärtnerei Ernst Ludwig wird das Areal im Jahr 1905 durch die Gemeinde an den Gastwirt Knote aus Apolda verkauft, der die Gastwirtschaft „Gasthof Zum Burghof“ errichtet. Bis 1945 wechseln mehrfach die Besitzer. In dieser Zeit wird auch der rückwärtige Tanzsaal errichtet.

Jugendliche an der Gaststätte Zum Burghof in den 1940er JahrenNach 1945 dient der Burghof kurzzeitig als Kindergarten und Schule. Der letzte Gastwirt, Otto Jahr, gibt die Schankwirtschaft im Burghof 1948 auf. Einige Jahre als Mietshaus genutzt, wird der Hof 1952 an die Maschinen-Ausleih-Station (MAS) verkauft und dient als Wirtschaftsgebäude. Ab 1956 ist das Gebäude im Eigentum der Maschinen-Traktoren-Station (MTS) Isseroda. Der Saal wird als Traktorenschuppen genutzt.

 

 

Der Burghof in Tonndorf 1958Ab dem 15. Juni 1957 zieht auch der Bürgermeister des Ortes in die Räume der ehemaligen Gaststätte ein, zeitweise wird das Gebäude auch für schulische Zwecke genutzt. Am 25. April 1987 erfolgt die Übergabe des Jugendzimmers durch den Rat der Gemeinde und die Jugendlichen des Ortes haben die Möglichkeit, ihre Freizeit im Jugendclubs im Burghofes zu nutzen.



Der Burghof in Tonndorf 1998 vor der SanierungSeit 1990 steht das Gebäude vorwiegend leer, lediglich die örtliche Postdienststelle war anfangs noch hier untergebracht, bevor sie nach Bad Berka verlegt wurde. Im Jahr 1997 geht der Burghof in den Besitz der Gemeinde Tonndorf über. Seit dieser Zeit erfährt er eine durchgängige und stete Erneuerung wie bereits eingangs erwähnt. Man kann sich davon überzeugen, wie schön das Hauptgebäude saniert wurde und auch die übrigen Gebäude immer attraktiver werden.

Ab dem Jahr 2000 wird durch den Familienverband ein Raum genutzt. Bis zum Jahr 2003 werden dann umfangreiche Um- und Ausbauarbeiten durch ABM-Kräfte und fleißige Gemeindemitglieder erbracht. Am 3. Oktober 2002 ist es dann endlich soweit, die Einweihung des ersten Bauabschnitts des Gemeindezentrums im sanierten Burghof steht an. Bis zu diesem Zeitpunkt entstehen hier im Erdgeschoss zwei Veranstaltungsräume für Vereine und private Feiern, weiterhin eine Küche, das Bürgermeisteramt und das Sitzungszimmer für den Gemeinderat.

Der Burghof in Tonndorf 2006 nach umfassenden WiederherstellungsarbeitenDie denkmalgeschützte sanierte Fassade und das rote Ziegeldach bezeugen das Schmuckstück des Dorfes. Dank der 400.000 Euro Fördermittel aus dem Dorferneuerungsprogramm und von der Denkmalpflege sowie einem Eigenanteil der Gemeinde von 131.000 Euro wurde das Gebäude wieder hergerichtet. Der nächste Bauabschnitt beinhaltet die Schaffung von zwei Wohnungen im Obergeschoss, die ab Sommer 2003 vermietet werden.

Jahrzehntelang vernachlässigt und zweckentfremdet als Abstellort für landwirtschaftliche Maschinen und für andere Nutzungen, erstrahlt nunmehr das Gebäude in neuem Glanz. Auch im Hofbereich kehrt die ursprüngliche Schönheit wieder zurück, man spürt wieder die Seele des Gehöftes. Die Tonndorfer fühlen sich wohl in diesem alten Gemäuer, bei Gemeindefesten und auch bei Feiern im Familienkreis, denn auch dafür ist der „Neue Burghof“ da, man kann sich einfach einmieten und diese Stätte intensiv genießen.

Zahlreiche Veranstaltungen finden im Burghof bzw. auf dem Gelände statt. Wiederkehrende kulturelle Ereignisse sind zum Beispiel das Maibaumsetzen durch die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr traditionell am 30. April jedes Jahres und anschließendem Fackelumzug für die Kinder, Veranstaltungen zum Tag der Deutschen Einheit am 2. bzw. 3. Oktober des jeweiligen Jahres und zahlreiche andere Veranstaltungen, die hier ihren Anfang nehmen.

Jugendclub Tonndorf bei der Eröffnung am 4. April 2007Im Jahr 2007 wird der „Jugendclub Tonndorf, der ganz andere…“ eröffnet und die Jugendlichen nehmen unter der Leitung von Gudrun Ghiletiuc und anfangs auch Willy Wendler die Räume gern an. Sie treffen sich hier wöchentlich am Freitag oder an anderen Tagen, wenn besondere Veranstaltungen im Rahmen des Jugendclubs hier oder anderswo stattfinden.