Kirche St. Peter und Paul

Die Tonndorfer KircheDie Kirche ist vermutlich eine Gründung des Erfurter Petersklosters gewesen. Patron der Kirche Sankt Peter und Paul war Ende des 14. Jahrhunderts bis zur Reformation der Rat der Stadt Erfurt, im 17. Jahrhundert der Landesherr. Als Filialen werden 1524 Tiefengruben, Nauendorf, Gutendorf und Meckfeld genannt.

Südseite Kirche TonndorfDer südöstliche Teil der Kirche wird im 12. Jahrhundert erbaut. Sie besitzt einen romanischen Westturm. Mit dem Turmteil, dessen doppelläufiger Treppenanbau die Kirche westlich abschließt, betritt man den ältesten Raum. Seine doppelten Rundbogenfenster und Lichtschlitze am Turm weisen in das 13. Jahrhundert. An den Westturm der Kirche baut man 1479 das rechteckige Schiff an, das 1734 umgestaltet wird. Im Chorturm befindet sich ein Flügelaltar aus der Zeit um 1500.

Bei Strassenbauarbeiten im Jahr 1938 werden sensationelle Funde gemacht. Die Grabsteine, die hier ans Tageslicht kommen, datieren aus frühchristlicher Zeit (8./9.Jhdt.), vermutlich sogar aus vorkarolingischer und lassen ein Gotteshaus auch vor 1200 vermuten. Die Grabplatten stammen wahrscheinlich von einem Herrenhof. Die Abgüsse sind derzeit im Westteil der Kirche aufgestellt und ihre Originale stehen im Thüringer Museum in Eisenach.
Klaus Wessel versuchte in der Schrift „Ein Grabstein des achten Jahrhunderts in Eisenach“ Deutung und Datierung. Einer der reliefverzierten Steine bildet eine männliche Figur mit Schwert und Schild (nicht vollständig geklärt) ab. Beide Steine haben Kreuze, also christliche Symbole, neben anderen stilisierten, vielleicht germanischen Zeichen. Die menschliche Figur ist naiv, fast archaisch gestaltet. Solche Darstellungen hatten noch keine Handwerkstradition, so glaubt man jedenfalls heute.

Dem Erfurter Patronat verdankt die Kirche wohl den wertvollen Flügelaltar aus der Zeit um 1500 aus einer Nordthüringer Werkstatt. Nach seiner Restaurierung in den fünfziger Jahren fand er seinen Platz im Chor auf einem neuen Steinaltar. 1684 wird die 1. Glocke (mittlere Glocke) mit Friesen an Haube und Rand von Jakob Poppe aus Erfurt gegossen. (3 Glocken vorhanden) Die beiden Weltkriege übersteht sie unbeschadet. Sie trägt die Inschrift: Das Wort des Herren bleibt in Ewigkeit (Ton fis/ges). Aus der Zeit um 1719 stammt das Pfarrhaus mit seiner charakteristischen Toreinfahrt. Im Pfarrhaus gibt ein Kirchenbuch Auskunft über ein Pfarrverzeichnis von fast vier Jahrhunderten.

Im Jahre 1775 wird die Orgel mit reicher Schnitzerei von der Firma Hartung aus Schloßvippach erbaut. 1900 erfolgt eine Innenrenovierung der Kirche, deren Gestaltung noch bis zur Gegenwart besteht.

Glockenweihe und Kirchweihfest 1930Nach dem Ersten Weltkrieg wird auf dem Grundstück der Kirche auf der Westseite ein Kriegerdenkmal für die im Krieg gefallenen Tonndorfer errichtet. 25 Namen sind auf der Steinplatte eingemeißelt.

Am 26. Oktober 1930 feiert man in Tonndorf das Kirchweihfest, an dem gleichzeitig die Glocken eingeweiht werden, die als Ersatz für die im 1. Weltkrieg eingeschmolzenen dienen.

 

Trauerhalle Friedhof Tonndorf1935 wird auf dem Kirchhof die Trauerhalle erbaut, die in ihrer Schlichtheit und Schönheit gleichermaßen besticht. Willy Kellner aus Tonndorf ist der Projektant.

 

 

 

 

Innenraum Kirche TonndorfAuch im Jahr 1966 werden wieder zwei neue Glocken eingebaut und geweiht, an Stelle derer, die im 2. Weltkrieg im Jahr 1940 eingeschmolzen wurden. Die Glocken stammen aus der Glockengießerei Schilling und Söhne aus Apolda.

1995 werden wiederum bei Verlegungsarbeiten der Wasserleitung zwei Grabplatten als Bruchsteine gefunden, die in der Kirche ausgestellt sind. Es handelt sich wohl um die frühesten christlichen Steinmetzzeugnisse in Thüringen überhaupt. Diese alten Funde tragen keine Schriftzeichen und keine Jahreszahl, aber es sind Kreuze und Schwerter säuberlich eingemeißelt und eine aus vorchristlichen Zeiten gefertigte Zierleiste schmückt den Stein.

In den Jahren 2000 bis 2002 erfolgen wiederum Renovierungsarbeiten im Innern der Kirche, außerdem wird die Grabstelle des Tonndorfer Pfarrers Adam Ursinus restauriert, der hier im Ort von 1553 bis zu seinem Tod im Jahr 1590 wirkte.